Wer ist Marek Chrastina?
Marek Chrastina ist ein professioneller Futures-Händler und Vermögensverwalter.
Marek ist ein langjähriger Nutzer von StrategyQuant, und er hat auch einige Ideen und Funktionalitäten zu den letzten Versionen beigetragen.
Bevor ich nach der World Cup Championship of Futures Trading frage, können Sie uns etwas über sich selbst erzählen? Wie sind Sie zum Algo-Trading gekommen?
Ich würde sagen, dass es ein natürlicher Nebeneffekt meiner früheren Erfahrung als Risiko- und Portfoliomanager in Verbindung mit meinen persönlichen Veranlagungen und Talenten war, die eher zu einem konzeptionellen und systematischen Ansatz tendieren. Diskretionär und diszipliniert zu handeln, ist für mich langweilig, und ich kann damit nichts anfangen. Die Verwaltung algorithmischer Portfolios hingegen liegt mir.
Sie haben letztes Jahr den 3. Platz bei den World Cup Trading Championships mit einer sehr schönen Jahresrendite von 182,4% belegt, herzlichen Glückwunsch! Haben Sie StrategyQuant X oder unsere anderen Tools bei der Entwicklung der Strategien verwendet, die Sie bei der Meisterschaft eingesetzt haben?
Ich danke Ihnen. Ja, natürlich habe ich verschiedene Systeme in meinen Portfolios verwendet, und einige davon wurden mit StrategyQuant erstellt.
Nur um daran anzuknüpfen: einige der Strategien, die Sie bei den World Cup Trading Championships handeln, stammen von StrategyQuant, richtig?
Ja.
Sie handeln hauptsächlich mit Futures. Könnten Sie uns einige nicht geheime Details zu Ihren WCTCH-Strategien mitteilen? Handeln Sie mit Index-Futures oder Rohstoffen? Welche Zeitrahmen verwenden Sie normalerweise?
Ja, ich handle hauptsächlich mit Futures. Indizes, Rohstoffe, … alles Märkte, an denen ausreichend Liquidität vorhanden ist. Dort kann ich einen Vorteil finden, und gleichzeitig ist der Markt technisch mit den Ausführungsmöglichkeiten kompatibel.
Bisher dachte ich, dass man, um bei der Trading Championship erfolgreich zu sein, Strategien mit extremem Risiko einsetzen muss, was die Möglichkeit eines extremen Gewinns impliziert. Es ist also nichts für den normalen Handel. Wenn man Glück hat, kann man „gewinnen“, wenn nicht, wird man scheitern. Aus unserem letzten Gespräch geht jedoch hervor, dass Sie nicht so handeln. Selbst im Wettbewerb handeln Sie Ihre Strategien im Grunde genauso wie bei einem normalen Konto, oder?
Es geht auch um Risikoanpassung, aber ich tue das sicher nicht in einer Weise, bei der das gehandelte Kapital Gefahr läuft, vernichtet zu werden oder erheblich bedroht zu sein. Das wäre ein reines Glücksspiel, und ein solcher Ansatz ist nicht meine Sache und gehört nicht in den seriösen Handel. Aber offensichtlich gibt es einen Teil der Teilnehmer, die so handeln, wie Sie es beschreiben.
Könnten Sie uns ein wenig mehr über die Arbeitsabläufe erzählen, die Sie bei der Entwicklung und Auswahl der besten Strategien anwenden?
Der Arbeitsablauf besteht aus der Entwicklung und dem anschließenden Testen und der Validierung der Robustheit. Die Entwicklung als solche macht maximal 5 % der gesamten Zeit und des Aufwands für die Systementwicklung aus. Die Robustheitstests machen den größten Teil aus und darauf verwende ich den größten Teil meiner Zeit und Energie.
Natürlich ist es ein Prozess, und der Weg zu den funktionalen und robusten Strategien sieht aus wie ein Trichter mit vielen Sieben darin. Jedes Sieb besteht aus einer Art Stresstest oder einer Analysemethode, die hilft, die Spreu vom Weizen zu trennen.
Es ist ein sehr komplexer Prozess, bei dem ich mit der Analyse der Ergebnisse des Entwicklungsprozesses selbst und der Robustheit des Entwicklungslaufs als Ganzes beginne. Dabei wende ich nach und nach verschiedene mathematische und statistische sowie verhaltensbasierte Methoden an, um die Wahrscheinlichkeit zu maximieren, dass die endgültigen Strategien, die alle Schritte durchlaufen haben, in der Zukunft unter verschiedenen veränderten Bedingungen funktionieren.
Haben Sie einen bevorzugten Robustheitstest, auf den Sie sich am meisten verlassen?
Beim Handel denke ich nicht im Sinne einer Bevorzugung einer Methode gegenüber einer anderen, sondern eher an sinnvolle Funktionalität und Nutzen. Ich verwende und wende mit einer gewissen Gewichtung und Reihenfolge verschiedene mathematisch-statistische sowie verhaltensorientierte Methoden an, die Teil des Selektionsprozesses sind und einen Erkenntnisgewinn und einen Beitrag zur Beurteilung der Robustheit des Systems leisten können.
Haben Sie eine Philosophie oder Anregungen dafür, wie man ein optimales Portfolio von Handelsstrategien zusammenstellt?
Meiner Meinung nach gibt es kein optimales Portfolio. Ich kann ein optimales Portfolio für die hypothetische Vergangenheit zusammenstellen, aber das ist keine Garantie dafür, dass es sich in der Zukunft optimal entwickeln wird. Viele Händler sind auf der Suche nach optimalen Inputs, Outputs, Systemen und Portfolios … Ich denke, das ist ein direkter Weg zur Überoptimierung oder zur Paralyse durch Analyse. Ich verwende jedoch definitiv bewährte Verfahren und Prozesse, um ein gut diversifiziertes, robustes Portfolio zu erstellen.
Ein gutes Portfolio sollte meiner Meinung nach über Märkte und Marktsegmente hinweg gut diversifiziert sein. Natürlich gibt es noch eine unglaubliche Anzahl anderer Details, die wichtig sind und berücksichtigt werden müssen.
Ich stütze mich bei der Gestaltung meines Portfolios – wie bei allen anderen Aspekten der Entwicklung und des Handels – auf eine Kombination aus mathematischen und statistischen Methoden und Erfahrungen, der Logik der Funktionsweise der Märkte und ihrer Zusammenhänge, Diskretion und angemessenem Timing.
Jedes Portfolio leidet manchmal unter Drawdowns. Wie gehen Sie vor, um diese zu überwinden und das Vertrauen in Ihre Algos zu erhalten?
Mein Vertrauen in die Systeme und das Auffangen von Drawdowns beruht auf einem soliden Entwicklungs- und Testprozess. Wenn der Entwicklungs- und Testprozess gut eingerichtet ist und Sie keine Kompromisse bei der Einbeziehung in den Handel eingehen, dann ist dies meiner Meinung nach eine starke Säule, auf die Sie sich stützen können.
Ich betrachte Drawdowns als eine natürliche Sache. Sie sind Teil des Plans und des Handels. Ich habe für jedes System und für jedes Portfolio ein vorher festgelegtes und klar definiertes maximales Risiko, an das ich mich halte. Wenn ein System ein bestimmtes Niveau erreicht, schalte ich es ab.
Gibt es eine Informationsquelle, die Sie anderen Händlern empfehlen möchten?
Ich denke, dass es schon viele Empfehlungen für allgemein bekannte Trading-Literatur und -Ressourcen in der Trading-Branche gibt. Was ich besonders hervorheben möchte, sind die Bücher von Nassim Taleb, die sehr wertvoll sind.
Haben Sie irgendwelche Tipps, was man beim Algo-Trading vermeiden oder beachten sollte?
Ja. Ich würde auf jeden Fall empfehlen, das Folgende zu vermeiden:
- Kompromisse
- Übermäßige Optimierung von Systemen
- Eingriffe in Systeme unter dem Einfluss von Emotionen (oder etwas anderem :))
- Unterkapitalisierung
Möchten Sie anderen Algo-Entwicklern Empfehlungen geben, worauf sie sich konzentrieren sollten?
Ich fasse hier nur die Antworten auf ein paar frühere Fragen zusammen:
- Sorgen Sie für einen robusten Entwicklungsprozess und Robustheitstests
- Machen Sie keine Kompromisse beim Entwicklungsprozess, bei der Auswahl der Systeme oder beim Handelsprozess
- Legen Sie Wert auf die Robustheit und Anpassungsfähigkeit der Systeme
- Diversifizieren Sie und handeln Sie Portfolios
Die World Cup Trading Championships® sind ein Wettbewerb, bei dem Trader seit 1983 gegeneinander antreten. Es ist der ultimative Weg, um das Können von Tradern zu testen und sich den Respekt der Trading Community zu verdienen. Der berühmteste Gewinner war Larry Williams.
Das Interview wurde geführt von Marc Fric, CEO von StrategyQuant
