Steuern Sie Ihr Risiko, dann steuern Sie Ihren Erfolg

2 Aug 2022

„Wieviel kann ich mit euren Robots verdienen?“

 

Ich würde sagen, das ist die meistgestellte Frage, wenn ich die E-Mails an Algotrading.de ansehe oder die Chatprotokolle unseres Kundenservices. Wenn ich die E-Mails selbst beantworte, neige ich gelegentlich dazu, ein wenig zu provozieren und frage zurück: „wieviel wollen Sie denn riskieren?“ oder: „wieviel Verlust können Sie denn verschmerzen?“

Die Antwort ist meist ein: „Wie jetzt? Ich dachte eure Robots machen Gewinne?“ oder so ähnlich.

Es wird wirklich Zeit, über Risikomanagement zu sprechen, denn egal ob manuell getradet wird oder ob diese Aufgabe einem Robot oder Expert Advisor übertragen wird: mit jedem Trade wird ein Risiko eingegangen, dass der Trade im Verlust endet und dieses Risiko will gesteuert sein.

 

„OK, ich hab´s verstanden. Wieviel Risiko soll ich denn eingehen?“

 

Am besten so wenig wie möglich, und so viel wie nötig, wäre eine gute Antwort. Welches Risiko ist nötig, mit welchem Risiko muss ich umgehen können, das ist also die Frage. Und hier scheiden sich die Geister. Ein Trader, der nur mit Kapital tradet, dessen vollständigen Verlust er verschmerzen kann, wird ein höheres Risiko eingehen als jemand, der seinen Kontostand eher erhalten und vermehren will, anstatt massive Einbrüche verkraften zu müssen.

Ein gutes Mass stellt für mich die Vorgabe dar, nicht mehr als 10 bis 20 Prozent des Kontos zu riskieren. Warum? Ein Verlust von 20 Prozent kann durch einen durchaus realistischen Gewinn von 25 Prozent wieder ausgeglichen werden, ein Verlust von 10% durch einen Gewinn von 11 Prozent. Nun wäre noch zu überlegen, welches Ereignis uns zu einem Verlust von 10 oder 20 Prozent bringen würde? Nun, das sollte nicht ein einziges sein, sondern eine Reihe von Verlusttrades, die sich zu einem solchen „Drawdown“, wie der Fachmann sagt, summieren.

Stellen Sie sich also einfach einmal vor, Sie würden 10 Verlusttrades in Folge erleben. Wie groß wäre Ihr Vertrauen in den Robot/die Handelsstrategie dann noch? Eher gering, denke ich mal. Ich würde sagen, 10 Verlusttrades in Folge sind das Äußerste, was man einem Handelssystem vergeben kann – rein psychologisch gesehen.

 

Maximal 10 Verlusttrades – was bedeutet das für das Risikomanagement?

 

Das bedeutet ganz einfach, dass jeder einzelne Trade maximal 2 Prozent des Kontokapitals riskieren darf. Denn wenn das zehn mal hintereinander passiert, dann sind es eben maximal 20 Prozent Verlust und nicht mehr. Wir müssen also dafür Sorge tragen, dass die eingesetzten Expert Advisors / Trading Robots niemals mehr als diese 2 Prozent des Kontokapitals risikieren. Sie wissen natürlich, dass Sie Gewinne und Verluste durch die sog. Lotsize, also das Tradingvolumen einstellen können.  Aber um die Lotsize zu bestimmen, brauchen wir eine zusätzliche Größe, nämlich den maximalen Verlust, den der Expert Advisor in der Vergangenheit eingefahren hat. Wir nehmen nämlich vereinfacht an, dass der Expert Advisor in der Zukunft nicht mehr als den größten in der Vergangenheit eingetretenen Verlust produzieren wird, so dass wir diesen Wert für unsere Berechnung verwenden können.

 

So berechnen Sie die Lotsize für Ihr persönliches Risikoprofil

 

Wir verwenden ganz einfach die folgende mathematische Formel:

Lotsize = Kontostand * Risiko / StopLoss

Nehmen wir an, der Expert Advisor hat ein internes Stop Loss von 100 Punkten im DAX. Das wäre also der Verlust, bei dem er einen Trade mit Verlust glattstellen würde. Die Lotsize wäre damit bei einem angenommen Kapital von 1000 Euro und einem Risiko von 2 Prozent folgendermassen zu berechnen:

Lotsize = 1000 * 0.02 / 100 = 0.2 Lot.

Wenn Sie 5000 Euro Kapital haben und nur 1 Prozent riskieren wollen, dann ergibt diese Rechnung eine Lotsize von 0.5 Lot (nur als Kontrolle, ob Sie richtig gerechnet haben).

Bleibt nun einzig und allein die Frage: wie hoch ist das Stopp Loss der Expert Advisors, also bei welchem Verlust stellen diese einen Verlusttrade glatt? Das führt uns zu einem ganz neuem Feature von Algotrading.de, das ich Ihnen nun kurz vorstellen möchte.

 

Skalierbare Lotsize für alle Expert Advisors

 

Wenn Sie – ausgehend von unserer Seite „Expert Advisors – Trading Robots“ einen beliebigen der dort gelisteten Expert Advisors auswählen, dann finden Sie neben den üblichen Performanceparametern nun die folgende zusätzliche Information:

 

Sie finden nun also eine Angabe für die empfohlene Lotsize in Abhängigkeit von Ihrem Kontostand und Ihrer Risikobereitschaft. Eingeflossen in diese Kalkulation ist die sog, Maximum Adverse Excursion (MAE), welche den maximalen nicht realisierten oder realisierten Verlust während eines Trades abbildet. Das MAE-Konzept quantifiziert, wie weit der Kurs gegen Sie gelaufen ist.

Wir bei Algotrading ermitteln diese Maximum Adverse Excursion anhand eines Backtests über fünf Jahre, welcher weit mehr Trades umfasst als in den Charts der jeweilgen Expert Advisors abgebildet ist. Somit haben wir einen statistisch relevanten Wert zur Verfügung und können sagen, dass es extrem umwahrscheinlich ist, dass ein Expert Advisor einen Verlust einfahren wird, der größer ist als die MAE der letzten fünf Jahre.

 

So skalieren Sie die angegebene Lotsize auf Ihre Anforderungen

 

Die angegebene Lotsize bezieht sich immer auf eine Kontogröße von 1000 Euro und ein Risiko von 1 Prozent pro Trade. Nehmen wir an, Sie halten dieses Risiko für angemessen, möchten aber mit einem 10.000 Euro Konto traden. Ihre Kontogröße ist damit 10 mal so groß wie das Referenzkonto, Ihr Risiko ist das gleiche: Sie handeln also mit 10 x der angegebenen Lotsize.

Und wenn Sie Ihr Risiko auf 2 Prozent steigern wollen? Dann multiplizieren Sie die angegebene Lotsize einfach mit zwei.

Wir glauben, dass wir mit diesem Ansatz und mit dieser Art der Darstellung des empfohlenem Tradingvolumens eine leicht verständliche Anleitung für jedermann gefunden haben, um jede beliebige Konstellation ganz einfach berechnen zu können.

 

Also wieviel kann ich nun mit euren Robots verdienen?

 

Die eingangs gestellte Frage will nun natürlich beantwortet werden. Der Ertrag, der Gewinn jedes Robots lässt sich nun ganz einfach berechnen. Dazu benötigen wir den sog. Erwartungswert pro Trade. Er benennt uns den durchschnittlichen Gewinn pro Trade, wobei Verlusttrades bereits eingerechnet sind. Wir müssen den Erwartungswert lediglich mit der Lotsize multiplizieren, um den zu erwartetenden Gewinn je Trade zu erhalten. Ich möchte dies an einem Beispiel erklären, basierend auf dem Expert Advisor „Caerson“, einem meiner persönlichen Favoriten, der seit etwa 6 Monaten aktiv ist (= auf einem Demo-Brokerkonto läuft). Für die Berechnung nehmen wir eine Verlusttoleranz von 2% pro Trade an, wir riskieren also niemas mehr als 2 % unseres Kontos mit jedem neuen Trade. Unser Kontostand soll 1000 Euro betragen.

Der Erwartungswert des Caerson beträgt 26 Dax Punkte, das sind 26 Euro bei einer Lotsize von 1. Die empfohlene Lotsize von Caerson bei einem Konto von 1000 Euro und 1% Risiko beträgt 0.01 Lots. Umgerechnet auf 2% Risiko würde ich also pro Trade 2 * 0.01 * 26 = 0.52 Euro erwarten dürfen.  Caerson handelt im Durchschnitt neunzehn mal pro Monat, was einen Ertrag von 19 x 0.52 Euro = 9.88 Euro pro Monat ergibt. Das sind – bezogen auf den Kontostand von 1000 Euro 0.988 Prozent pro Monat. 

1 Prozent pro Monat sind zu wenig? Da muss ich mit Albert Einstein kontern, der einmal sagte: „Der Zinseszins ist das achte Weltwunder. Wer ihn versteht, verdient ihn, wer ihn nicht versteht, zahlt ihn“. Die Tradinggewinne vergrößern das Tradingkonto, so dass von Monat zu Monat auch die Lotsize erhöht werden kann. Nach zwölf Monaten werden aus diesen 0.988 Prozent 12.54 Prozent Jahresrendite. Und wir sprechen jetzt nur von einem einzigen Expert Advisor. Als Mitglied von Algotrading.de können Sie aber beliebig viele solcher EAs zum Einsatz bringen. Machen Sie übungshalber doch bitte die gleiche Rechnung bei den EAs, die Sie gerne in Ihrem Portfolio hätten. Und dann summieren Sie deren Renditen auf und schon haben Sie einen Anhaltspunkt, wieviel Geld Sie mit einem ganzen Portfolio von Handelssystemen verdienen können.

Beachten Sie aber, dass es sich hierbei nicht um ein Renditeversprechen handelt. Ich habe Ihnen mit diesen Ausführungen lediglich erklärt, wie Sie aus statistischen Daten der Expert Advisors eine theoretische Rendite selbst berechnen können.

 

Wir wollen, dass Sie erfolgreich sind!

Ihr Gerhard Frischholz

 

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